Oralverkehr und Verhütung

Wissenswertes zum Oralverkehr

Oralsex ist eine sehr beliebte Variante des Liebesspiels, da die Berührung des Genitalbereichs mit dem Mund für viele Menschen sehr erotisch ist. Dadurch, dass Geruch und Geschmack der Genitalien sehr intensiv wahrgenommen werden, ist er eine sehr intime Geste. Eine gründliche Intimhygiene sollte dabei selbstverständlich sein.

Ein weiterer Vorteil ist, dass das Risiko einer Schwangerschaft nahezu ausgeschlossen ist.

Es gibt verschiedene Variationen des Oralverkehrs. Die wichtigsten oder bekanntesten sind:

 

  • Fellatio (Französisch, Blasen, Blowjob). Hierbei wird der Penis des so genannten Fellator vom Geschlechtspartner (Fellatrix) stimuliert. Mit dieser Technik haben einer britischen Studie zufolge 69 Prozent der Männer und 64 Prozent der Frauen Erfahrung.
    Andere Versionen sind:
    • Irrumatio: der empfangende Partner bleibt passiv,
    • Cum-Swapping ("Samenaustausch") und
    • Snowballing ("Schneeballspiel"). Bei den letzten beiden Techniken wird der Samen nicht geschluckt, sondern weitergegeben, an den Fellator oder andere Sexualpartner und wieder zurück.
  • Cunnilingus (Lecken). Hierbei wird die Vagina durch den Geschlechtspartner stimuliert. Mit dieser Technik haben einer britischen Studie zufolge 66 Prozent der Frauen und 73 Prozent der Männer Erfahrung.
  • Anilingus (Rimming, Rimjob). Hierbei wird der After durch den Geschlechtspartner stimuliert.
  • "69" Hierbei stimulieren die Partner gegenseitig und zeitgleich ihre Genitalien mit dem Mund.

Eine andere Version des Cunnilingus bzw. Anilingus ist das so genannte Sauberlecken. Hierbei wird nach dem Vaginal- bzw. Analverkehr die Vagina bzw. der After saubergeleckt.

 

Das Infektionsrisiko beim Oralverkehr

Generell ist das Risiko, sich durch Oralsex mit einer sexuell übertragbaren Krankheit zu infizieren, im Vergleich zu anderen Sexualpraktiken als gering einzuschätzen. Bei vielen Krankheiten gibt es keine Studien, die ein Übertragungsrisiko beweisen bzw. genaue Zahlen nennen können. Theoretisch ist eine Infektion dennoch möglich. Bei anderen Krankheiten ist es erwiesen, dass ein z.T. sehr hohes Risiko besteht.

Hier ein kleiner Überblick:

 

  • HIV / Aids - Das Risiko ist schwer abschätzbar. Schätzungsweise 7% aller HIV-Infektionen lassen sich auf Oralverkehr zurückführen.
  • Hepatitis A - Das Risiko ist hoch, besonders bei Anilingus (Erreger befindet sich u.a. im Kot).
  • Hepatitis B - Das Risiko einer Infektion ist unklar, aber theoretisch möglich.
  • Hepatitis C - Das Risiko ist weniger bedenklich, aber nicht ausgeschlossen.
  • Herpes Simplex/Genitalis - Das Risiko ist bei einer akuter Infektion eines Partners sehr hoch, ansonsten gering.
  • HPV (Humane Papillomaviren), Feigwarzen - Risiko wahrscheinlich sehr hoch (auch bei Anilingus!).
  • Dellwarzen (Molluscum contagiosum) - Bei empfangenden Partner ist eine Infektion möglich.
  • Chlamydien - Das Risiko ist hoch, besonders bei Fellatio.
  • Gonorrhöe (Tripper) - Sehr ansteckend: bei empfangenden Partner Krankheitssymptome im Mund-Rachen-Raum (z.B. Halsschmerzen).
  • Syphilis - Sehr ansteckend: bei empfangenden Partner Krankheitssymptome im Mund-Rachen-Raum.
  • Pilzinfektionen - Sehr ansteckend; autreten können z.B. Mundsoor, vaginale Infektionen bis hin zur Vaginitis.
  • Fadenwürmer - Risiko durch Fellatio / Irrumatio direkt nach Analverkehr oder Anilingus

 

Tipps zu "Safer Oral-Sex"

Eine hundertprozentige Sicherheit vor Krankheiten bietet nur der komplette Verzicht auf sexuelle Aktivitäten, allerdings ziehen selbstverständlich die wenigsten Menschen diese Alternative vor (dann könnten wir unseren Shop ja auch dichtmachen). Bedenken Sie jedoch bitte, dass eine beschränkte Zahl an Sexualpartnern das Risiko deutlich mindern kann! Am sichersten ist es, lieber auf Oralverkehr außerhalb einer langjährigen gegenseitig treuen Partnerschaft zu verzichten.

Ist es Ihnen bekannt, dass Ihr Partner eine Infektion hat oder haben könnte (Symptome sind z.B. entzündliche Veränderungen, weißlicher Belag, unangenehmer Geruch der Genitalien, grünliches Vaginalsekret o.a.) sollten Sie auch lieber auf Oralverkehr, zumindest auf ungeschützten, verzichten.

Barrieremethoden sind auch beim Oralverkehr zu empfehlen, insbesondere bei wechselnden Partnern. Bei regelmäßiger Anwendung wird das Risiko, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit anzustecken, reduziert.

Es gibt zwei Möglichkeiten:

Nicht geeignet sind der Länge nach aufgeschnittene Kondome oder Latexhandschuhe! Durch das Aufschneiden mit der Schere kann das Latex Löcher bekommen. Die Fläche ist auch wesentlich kleiner als die der Dams, so dass eventuell nur ein ungenügender Schutz vorhanden ist. Aus Kostengründen benutzen einige auch Frischhaltefolie - hier ist zwar genug Fläche vorhanden, aber ein Schutz vor Ansteckung ist damit nicht garantiert. Im Notfall ist diese Variante aber besser, als ganz auf Verhütung zu verzichten.

Dams sollten am besten in Verbindung mit einem wasserlöslichen (!) Gleitmittel verwendet werden. Sie sind dann für den passiven Partner - und eventuell für den aktiven genauso - angenehmer.

Möchten Sie keine Barrieremethoden verwenden, sollten Sie folgendes beachten:

  • Verzichten Sie lieber auf Oralsex, wenn Sie wissen, dass Sie Verletzungen (auch ganz winzig kleine) im bzw. am Mund (Zahnfleischerkrankungen o.a.) oder den Genitalien haben!
  • Nehmen Sie das Sperma nicht in den Mund!
  • Sollten Sie doch Sperma oder Vaginalsekret in den Mund bekommen, entweder sofort ausspucken oder schnell schlucken! Behalten Sie es nicht im Mund (wahrscheinlich der wichtigste Übertragungsweg für HIV). Techniken wie Snowballing und Cum-Swapping beinhalten ein hohes Risiko für sexuell übertragbare Krankheiten!
  • Kein Cunnilingulus während der Menstruation (beim passiven Partner)!
  • Beißen Sie beim Fellatio nicht!
  • Achten Sie auf eine gute Intim- und Mundhygiene!

Zum Schluss noch ein paar Fakten.

Das Infektionsrisiko für sexuell übertragbare Krankheiten ist

  • gering durch Speichel
  • mittelschwer durch Scheidensekret
  • sehr hoch durch Blut (unbemerkte Wunden) und Sperma
  • höher für den aktiven bzw. empfangenden Partner

Sollten Sie bei sich oder ihrem Partner den Verdacht auf eine sexuell übertragbare Krankheit haben, lassen Sie diesen abklären. Durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung lassen sich viele Krankheiten gut behandeln (auch HIV) und eventuell heilen. Gehen Sie lieber einmal zu oft als einmal zu wenig zum Arzt. Denken Sie bitte auch an Ihre Verantwortung ihrem Sexualpartner gegenüber.